Die Initiative „Kirche im Dorf lassen“ hat der Evangelischen Kirche Berlin - Brandenburg - schlesische Oberlausitz vorgeworfen, mit den umstrittenen Zwangsfusionen kleiner Kirchengemeinden finanzielle Verluste in zweistelliger Millionenhöhe zu riskieren. In einem Schreiben an Synodalpräses Harald Geywitz weist der Sprecher der Initiative Andreas Haufe darauf hin, dass die Kirche allein durch den vermeidbaren Anfall von Grunderwerbsteuer nach aktueller Rechtslage rund 12 Millionen Euro verlieren würde. „Die Kirchenleitung hat ihren gesamten juristischen Sachverstand offensichtlich darauf konzentriert, Widerstand der Basis gegen die Fusionen zu erschweren – und dabei dummerweise das Finanzamt vergessen“, kommentiert Haufe den handwerklichen Fehler des Konsistoriums: „Nachdem als Grund für die Fusionen immer wieder angebliche Sparzwänge angegeben wurden, hätten wir jetzt gern eine Erklärung, warum die Kirche plötzlich viele Millionen an den Staat verschenken kann.“
Gegen die von der Landessynode im November beschlossene Mindestzahl von 300 Mitgliedern, die Kirchengemeinden künftig haben sollen, um ihre Selbständigkeit zu behalten, laufen seit einem halben Jahr kleine Kirchengemeinden in Brandenburg Sturm. Die Initiative „Kirche im Dorf lassen“ bereite derzeit eine Musterklage vor, mit der die zwangsweise Bildung von Zentralkirchengemeinden verhindert werden soll, berichtet Haufe, der als Vorsitzender des Gemeindekirchenrates Lennewitz selber von einer solchen Fusion betroffen wäre. Mit ihrem Fehler bei der Grunderwerbsteuer biete die Kirchenleitung zum Jahreswechsel ein peinliches Bild, bedauert Haufe: „Da will jemand den knallharten Sanierer geben und merkt nichtmal, dass McKinsey nur einen Praktikanten geschickt hat. Noch teurer als die Steuer würden doch im Falle von Zwangsfusionen die Ehrenamtlichen, die aufhören, und die Mitglieder, die austreten. Eine Kirche lässt sich nunmal nicht leiten wie ein Konzern. Es sei denn man verprasst das Vermögen, bis nichts mehr da ist.“
Der Initiative „Kirche im Dorf lassen“ gehören derzeit 46 Kirchengemeinden an, die sich gegen die Zwangsfusionen wehren. Eine juristische Strategie zur Erhaltung des Selbständigkeit soll im Februar vorgelegt werden.